Kennst du das? Gestern gab es eine- nun, sagen wir mal- emotionsgeladene Auseinandersetzung mit deinem Kind, deinem Partner, an der Arbeit und du hängst heute gedanklich der Situation noch nach, dabei planst du den nachher anstehenden Einkauf, denkst über den nächsten Urlaub nach und ob er so wird, wie du es dir vorstellst, dein Telefon klingelt, das Handy verkündet eine neue Email und so weiter und so weiter…
Fällt dir auf, dass du gerade mit deinen Gedanken überall bist, nur nicht bei der Person, die dir in dem Moment gegenüber sitzt?

Ehrlich gesagt ging es mir oft so und je mehr ich mich dabei beobachtete, fiel es mir immer deutlicher auf, wie selten ich im Hier und Jetzt war. Vielleicht spürst du selbst den Stress, der dadurch entsteht, eine innere Unruhe und ein Gefühl, getrieben zu sein. Hier können wir von sogenanntem Distress, dem Gegenteil von Eustress, sprechen, der sich auf Dauer negativ auf unsere Gesundheit auswirken und im Extremfall sogar zu Burnout, Depressionen und Angstzuständen führen kann. (Mehr zu Eustress und Distress berichte ich gerne in einem der nächsten Beiträge).
Ich möchte dir vorab verraten- du bist damit nicht allein. Wir gehen normalerweise eher unaufmerksam und unachtsam durch die Mühle unseres Alltags und spulen unsere gewohnten Muster und Abläufe automatisch ab. Dafür ist der Teil unseres Gehirns, der für Gewohnheiten und Automatismen zuständig ist, voll aktiv. Wir sind quasi im Funktionsmodus und häufig haben wir das Gefühl, die Zeit würde nur so an uns vorbei fliegen und wir bekommen gar nicht mehr so richtig mit, was um uns herum passiert, wie wir uns fühlen und was wir den ganzen Tag über so denken.
In den seltesten Fällen liegt unsere Aufmerksamkeit nicht im gegenwärtigen Augenblick, sondern wir versinken in Erinnerungen oder grübeln über die Zukunft.
Was aber bedeutet denn nun Achtsamkeit, der Begriff, dem wir immer häufiger begegnen und der gerade mehr denn je „en vogue“ zu sein scheint?
Dazu eine kleine Geschichte:
Der Schüler fragt seinen Meister, der beim Volk und den Königen für seine
Weitsichtigkeit und Weisheit bekannt ist:
„Meister, was hilft mir dabei, glücklich zu sein? Was hilft mir dabei, meinen Weg zu gehen, voller Kraft und Stärke? Was bringt mir Wohlstand, Liebe, Sicherheit und inneren Frieden?“
Und der Meister sagt:
„Achte auf deine Gefühle. Ohne sie zu bewerten. Jeden Tag.
Achte auf deine Gedanken. Ohne sie zu bewerten. Jeden Tag.
Achte auf deine Handlungen. Ohne sie zu bewerten. Jeden Tag.
Achte auf deine Bedürfnisse. Ohne sie zu bewerten. Jeden Tag.
Sei bei dir. Und der Rest kommt von alleine.“
Quelle: Deutsche Akademie für Waldbaden und Gesundheit, Ausbildungsunterlagen „Natur- und Achtsamkeitstrainer*in“
Warum eigentlich und woher kommt der große Hype um das Thema Achtsamkeit?
Zum einen spricht der Nutzen, den inzwischen so viele Menschen bisher schon aus der Achtsamkeit ziehen können, sicherlich für sich und die Beliebtheit ist kurz gesagt somit ein Zeichen der Qualität. Zusätzlich spielen aktuelle Entwicklungen und der Stand der Gesellschaft eine Rolle. Was auf den ersten Blick weit hergeholt scheint, ist aber ein einfacher Zusammenhang- Die Zeit scheint wie bereits erwähnt zu verfliegen, wir leben überspitzt gesagt in einer Routine von Aufstehen, arbeiten, Feierabend, schlafen, ohne wirkliche Besonderheiten. Hinzu kommt das (gesellschaftliche) Konkurrenz-Denken. Jeder muss schneller, stärker, besser sein als der andere und wer das nicht schafft, erfüllt nicht die Erwartungen.
Achtsamkeit kannst du als eine Art Gegenkonzept zu diesem ständigen Wettlauf/-kampf sehen, denn endlich liegt der Fokus nicht mehr auf dem Tempo, sondern auf der Ruhe. Nicht mehr auf dem „Was ist morgen?“, sondern auf dem Hier und Jetzt. Genau nach dieser Verlangsamung scheinen so viele zu suchen. Und die Kombination aus relativ einfachen Anwendungen und dem daraus resultierenden Mehrwert führt eben zur großen Beliebtheit und der wachsenden Aufmerksamkeit der Achtsamkeit.
In meinem nächsten Beitrag werde ich dich zu (d)einer ersten Achtsamkeitsübung begleiten. Vielleicht magst du dich bis dahin immer mal erinnern und dich im Alltag bewusst beobachten, ob du gerade wirklich im Moment bist oder deine Gedanken wieder abgeschweift sind.
Achte auf deine Gedanken. Ohne sie zu bewerten. Jeden Tag.
Im Einklang,
Annabell